Bhutan

Im Land des Donnerdrachens

Bei der Einweihungszeremonie eines buddhistischen Klosters in den südliche Bergen des Tibets ertönte ein heftiges Donnern. Der tibetanische Geistliche Tsangpa Gyare Yeshe Dorji erschrak und nannte das Kloster Druk – Drachenkloster. Das war Ende des 12. Jahrhundets. Die Bewohner des südlichen Tibets nannten ihr Land fortan Druk yul – Drachenland. Auch heute noch spricht die bhutanesische Bevölkerung von ihrem Land vom Druk yul.

Die Geschichte Bhutans und jene des Buddhismus im Land des Donnerdrachens sind eng verknüpft. Ziel des Buddhismus ist die freie und individuelle Entfaltung des menschlichen Geistes. Mit dieser Lebensphilosophie und dem Drang, sein Volk und sein Land mit den Werten Zufriedenheit, Glück und Nachhaltigkeit in die Eigenständigkeit zu führen, entwickelte der 4. König Jigme Singye Wangchuck die Berechnungsformel des BNG, des Brutto National Glücks. Seit 1974 verfolgt der Monarch mit seiner Regierung die Verbesserung des BNG.

Nachhaltige Entwicklung des Tourismus

Mit Stolz erzählt der Finanzminister His Excellency Lyonpo Namgay Dorji von kostenloser Schulbildung, einem kostenlosen Gesundheitssystem und einer Arbeitslosenquote von knapp 3 Prozent. Die mit Abstand grösste wirtschaftliche Stütze ist der Stromexport nach Indien und Bangladesch. Mit Wasserkraft – wohl bemerkt! Dank dem Tourismus sichert sich Bhutan die Deviseneinnahmen und bringt Jobs in die entlegenen Winkel des hügeligen Landes am Himalaya.

In Paro und Thimphu sind die lokalen Reiseorganisationen angesiedelt. Nur wer seine Entdeckungstour mit einem solchen Reisebüro plant, darf auch einreisen. Diese Regulierung garantiert der Regierung ein kontrolliertes Wachstum des Tourismus, vor allem im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung. Sonam Pejor ist der Geschäftsführer unseres Touroperators in Thimphu. Seine professionelle Crew organisierte unsere fünf tägige Stippvisite durch die Täler und über die Pässe von Paro, Thimphu und Punakha.

Wahrung der Tradition

Gemächlich kommen wir voran. Es herrscht keine Hektik im Verkehr. Die Strassen sind teils gut ausgebaut und die Serpentinen schlängeln sich die Nebelwälder hoch. Unsere Royal Enfields knattern von Kurve zu Kurve den Berg hinauf. Wir erhaschen faszinierende Blicke auf Reisterrassen in verschiedenen Grüntönen, emsiges Treiben in den Dörfern fernab der Zentren Paros oder Thimphus. Imposant thronen die Kosterfestungen (Dzongs) an strategisch wichtigen Orten. Unvergesslich bleibt mir der Anblick des wohl bekanntesten Dzongs in Bhutan, dem Tigernest-Kloster. Eine gut drei stündige Wanderung führt uns zum Fuss des Tigernests welches, wie an die Felswand geklebt, in luftiger Höhe schwebt. Ein weiterer Ort, an dem Mönche ihrem Glauben nachgehen und so einen wichtigen Beitrag zum Brutto National Glück beisteuern.

Die Wahrung der Tradition spielt eine wichtige Rolle. So begrüssen uns die Reiseleiter Tashi und Yeshi in der typischen Landeskleidung. Folklore, habe ich zu mir gesagt, und musste mich im Laufe der Reise eines Besseren belehren lassen. Die traditionelle Bekleidung in Bhutan ist auf dieser Welt einzigartig. Männer tragen den Gho, eine lange Robe, die bis zum Knie geht und nach hinten gefaltet wird. Um die Hüfte tragen sie einen Gürtel aus Stoff. Vorne entsteht im Brustbereich eine Tasche, in der Geld, Doma, etc. eingesteckt werden können. Im Gürtel kann ein Messer mitgetragen werden.

Die Frauen tragen Kiras. Die Kira geht bis zum Knöchel und wird ganz speziell um den Körper gewickelt. Zusammengehalten wird das Ganze mit einem Gürtel. Unterhalb der Kira trägt die Frau eine langärmlige Bluse und darüber ein bis zu den Hüften gehendes Jäckchen.

Mein persönliche Tipp für die Reise: Geniessen Sie auch das bhutanesische Dart, das Bogenschiessen oder das traditionelle Hot-Stone-Bad. Beim letzteren kommt man ganz schön ins Schwitzen 🙂